Es ist ein wahrer Glücksmoment, als wir heute nach knapp einem Jahr endlich wieder die Gelegenheit haben, Kato Juunidai (die 12. Generation der Keramikerfamilie Kato) persönlich treffen zu können. Gut zwei Stunden dauert es, bis wir von unserem kleinen Haus in Kyoto, wo wir während unsere Aufenthaltes hier in der Gegend zu dritt wohnen, um mit dem Schnellzug in den Ort zu kommen, in dem sich das Keramik-Atelier von Kato Juunidai befindet. Wie für Keramiker nicht selten üblich, befindet sich sein Atelier weit ab von den großen Ballungszentren, sodass man die letzten Kilometer am ehesten zu Fuß zurücklegen kann, bis man die imposante Hügelkuppe erreicht. Ein Refugium für besondere Keramik, und ganz besonders für Chawan, also Matchaschalen.
Meister Kato repräsentiert die 12. Generation einer Künstlerfamilie, die in den vergangenen Jahrhunderten bereits für renommierte Teezeremoniemeister Matchaschalen herstellen durfte. Wir können unser Glück kaum fassen, dass sich Kato Juunidai auch dieses Jahr die Zeit nimmt, sich mit uns ausführlich zu treffen. Den auf einer Bergkuppe verborgenen Ort kennen wir schon seit nunmehr 11 Jahren, doch ist es einem besonderen Moment zu verdanken, dass wir Kermikmeister Kato kennenlernen durften: Nachdem wir nach mehrstündiger Suche erst nach Einbruch das Dunkelheit damals das weit von den größeren Orten entfernte Haus entdecken, sieht uns der Künstler durchs Fenster seines Ateliers, und wundert sich, was wir am Abend im abgelegenen Ort suchen. Er kommt heraus und begrüßt uns – der Beginn einer fruchtbaren Freundschaft zwischen dem Keramiker und uns als Keramik-Liebhaber, -Sammler und -Händler.
Bei unserem letzten Treffen im Frühjahr 2016 erhielten wir die seltene Gelegenheit, die Werke der 10. Generation der Künstlerfamilie-Kato, also die Werke vom Großvater des heute anzutreffenden Kato Juunidai erblicken zu dürfen. Am liebsten hätten wir damals schon eins der Werke der 10. Generation erstanden, die der in der Mitte des 20. Jahrunderts auf sein neuzigsten Lebensjahr zugehende Herrn Kato, noch in hohem Alter anfertigte. Eine durch tiefe Risse im beige-grauen Ton geprägte Matchaschale, die so ehrwürdig wirkt, dass man kaum wagt sie zu berühren. Doch, einerseits empfanden wir es als anmaßend, eine derartig erhabene Matchaschale schon mit dem Wunsch eines Kaufes anzufragen, denn wir hatten sie doch eben erst das erste Mal zu Gesicht bekommen. Zudem sahen wir aber auch den Preis, und es war nicht verwunderlich, dass das Bargeld, dass wir in der Tasche hatten, für diese Matchaschalen nicht ausgereicht hätte.
Nun je, doch so kam es, dass wir zurück in Europe diese jene Matchaschale nicht mehr aus unseren Köpfen heraus bekamen, und heute nach einem Jahr des Abwartens, wagen, Meister Kato der 12. Generation nach der Matchaschale seines Großvaters zu fragen. Nach einer Rücksprache mit seiner Mutter war ist es nun endlich soweit: Wir dürfen die ersehnte Matchaschale erstehen, die nun in entsprechender Holzkiste, signiert mit Kaligraphie und verschnürt, sowie noch mit zwei weiteren hübchen Schichten aus japanischen Papier verpackt, und unserem kleinen japanischen Haus in Kyoto steht, wo wir sie hoffentlich in den kommenden Tagen auspacken können werden, um einige Aufnahmen von ihr zu machen. Doch was sind dies für Matchaschalen auf obigen beiden Abbildungen?
Es handelt sich um zwei Matchaschalen, aus einer Serie von 25 Exemplaren, die Kato Juunidai für uns exklusiv anfertigte, und die sich nun bereits auf dem Weg nach Europa, wo sie bald an entsprechenden Orten zu finden sein werden. Beide Matchaschalen sind dem Lehrer seines Lehrers, nämlich Matchaschalen von seinem Großvater Kato Juudai, also der 10. Generation der Keramiker-Familie, nachempfunden. Es handelt sich also auf obiger Abbildung nicht um die sagenumwobene Matchaschalen des Großvater, doch um ein wunderbar anmutendes Exemplar des heute 60-jährigen Keramikmeisters Kato Juunidai, der nicht nur das handwerkliche Knowhow von seinem Großvater und Vater erlernte, sondern auch die künstlerische Ader seiner Vorfahren erbte, die uns heute wieder so zu fesseln vermochte wie bei unseren vorigen Besuchen. Die alte Schalen, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts entstand, werden wir in den kommenden Tagen natürlich auch noch fotografieren, um diese als spannenden Vergleichspunkt zur Betrachtung zur Verfügung zu stellen.